Ukraine-Russland-Krise

Johann Stephanowitz
Johann Stephanowitz
Russland will Reaktionen auf Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens analysieren

Russland hat noch nicht entschieden, wie es auf einen möglichen Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens reagieren will. Dies soll von der konkreten militärischen Infrastruktur des Bündnisses abhängig gemacht werden. Zwar hatte der Ex-Präsident und Vizechef des nationalen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, mit der Stationierung von Atomwaffen in der russischen Ostseeregion gedroht. Allerdings sei es noch zu früh, darüber zu sprechen, sagte der russische Vizeaußenminister Alexander Gruschko der Agentur Interfax zufolge.

Am Donnerstag hatte die finnische Staatsspitze mitgeteilt, Finnland solle angesichts des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine unverzüglich einen Antrag auf den Beitritt zur Nato stellen. Nach Jahrzehnten der militärischen Bündnisneutralität ist dies für die Regierung in Helsinki ein grundsätzlicher verteidigungspolitischer Richtungswechsel.

Unter anderem Kanada setzt sich für einen raschen Beitritt Finnlands und Schwedens zur Nato ein. "Wir glauben fest daran, dass Schweden und Finnland der Nato beitreten sollten", sagt Außenministerin Melanie Jolie beim Treffen der G7-Ressortchefs im schleswig-holsteinischen Weißenhaus. Der Beitritt müsse schnell erfolgen. Dazu müsse ein Konsens hergestellt werden, sagt Jolie mit Blick auf Vorbehalte des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gegenüber einer Nato-Aufnahme der beiden skandinavischen Länder.
Die Premierministerinnen von Schweden und Finnland, Magdalena Andersson (links) und Sanna Marin, während eines Treffens zum Nato-Beitritt. Foto: Paul Wennerholm/AFP via Getty Images
Die Premierministerinnen von Schweden und Finnland, Magdalena Andersson (links) und Sanna Marin, während eines Treffens zum Nato-Beitritt. Foto: Paul Wennerholm/AFP via Getty Images
Eine erste Reaktion Russlands auf die finnischen Nato-Beitrittsambitionen gab es bereits: Russland hat in der Nacht zum Samstag seine Stromlieferungen nach Finnland gestoppt. Die Exporte von Russland nach Finnland lägen "derzeit bei Null, und das ist seit Mitternacht – wie angekündigt – der Fall", teilte der finnische Netzbetreiber Fingrid mit.

Den Lieferstopp hatte das russisch kontrollierte Energieunternehmen RAO Nordic Oy am Freitag angekündigt und hatte dies mit ausbleibenden Zahlungen begründet. Netzbetreiber Fingrid betont, dass die Versorgungssicherheit im Land nicht gefährdet sei. Das Netz sei dank der Importe aus Schweden ausgeglichen. Finnland bekam bislang etwa zehn Prozent seines gesamten Stroms vom Nachbarland Russland.
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